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                      )تیعوشم نادقف و قوقح نارحب اب هلباقم، هطوشم و هعوشم خیرات لدج رد   ( نوناق تیمکاح و سیاسا نوناق ثحب

               Am  14.  April  2021  gab  er  nun  den  Rückzug  der  noch  verbliebenen
               amerikanischen Truppen bis zum 11. September 2021, dem 20. Jahrestag des
               Terrorangriffs  auf  das  World  Trade  Center  und  das  Pentagon,  bekannt.  Er
               betonte,  dass  er  nach  langen  Beratungen  mit  seinen  Experten  und

               Telefongesprächen  mit  dem  afghanischen  Präsidenten  Ashrafgani,  zu  diesem
               Beschluss gekommen sei, diesen Krieg, der seit vier US-Präsidentschaften von
               den USA geführt werde – von zwei republikanischen und zwei demokratischen
               Präsidenten – zu beenden. Er betonte, dass dieser Krieg die USA sehr viel an Geld
               und Menschenleben abgefordert hätte – und das seit 20 Jahren – und er wolle
               ihn  nicht noch unbegrenzt weiter  führen. Außerdem  sei  es an der Zeit, dass
               Afghanistan seine Probleme selbst lösen müsse, ohne dabei auf amerikanische
               nichtmilitärische Hilfe verzichten zu müssen – die USA seien bereit, weiterhin

               große finanzielle Unterstützung zu leisten. An den Truppenrückzug knüpfte er
               für beide Seiten keinerlei Bedingungen.
               Nach  seinem  Rücktritt  als  Verhandlungsführer  der  USA  mit  den  Taliban  hat
               Khalilsad im Nachhinein in einem Interview mit TV-Tolo News erklärt, dass er und
               viele hochrangige Militärs und Politiker der USA, aber auch der Verbündeten,
               entsetzt  über  das  bedingungslose  Rückzugsangebot  des  neuen  Präsidenten
               gewesen seien.

               Am selben Tag trafen sich die Natomitglieder im Brüsseler Hauptquartier unter
               Generalsekretär Stoltenberg, akzeptierten die Entscheidung des US Präsidenten
               und stellten fest, dass nach dem Abzug der US-Truppen, der Bündnisfall nach
               Artikel 5 des NATO-Abkommens, nicht mehr gegeben sei und sie deshalb auch
               Afghanistan verlassen müssten. Stoltenberg stellte fest, dass weitere finanzielle
               Hilfe an Afghanistan selbstverständlich geleistet werde.
               Am  15.  April  flog  der  US-amerikanische  Außenminister  Antony  Blinken  nach
               Kabul,  wo  er  Gespräche  mit  unterschiedlichen  afghanischen  Politikern  und

               demokratischen  Organisationen  führte  und  seinen  Gesprächspartnern
               versicherte, dass die USA und die NATO-Staaten weiterhin finanzielle und ideelle
               Hilfe leisten würden und dass alle weiteren offenen Fragen in einer am 24. April
               in Istanbul stattfindenden Konferenz geklärt werden sollten.
               Die  amerikanische  Entscheidung,  sich  aus  Afghanistan  zurückziehen,  hat
               weltweit unterschiedlichste Reaktionen ausgelöst.

               Eine Reihe von Kommentatoren begrüßten die Entscheidung, während andere
               sich sehr kritisch äußerten. Die Befürworter betonten die finanziellen Vorteile,
               während die Kritiker auf die mögliche Gefahr eines Bürgerkrieges, chaotischer
               Zustände und auf die Wiedererstarkung des Terrorismus während und nach dem
               Rückzug der ausländischen Truppen hinwiesen.          8)
               Khalilsad  selbst  betonte  den  großen  Erfolg  seiner  Verhandlungsführung  als
               ersten großen Schritt für den Friedensschluss zwischen den USA und den Taliban,

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